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Zuordnungsprobleme

2. April 2010

Die ungemarkten oder nur unvollständig gekennzeichneten Stücke sind so eine Sache für die Sammlerin und den Sammler. Es ist ärgerlich, wenn man etwas nicht eindeutig zuordnen kann. Manchmal kann man sich nicht einmal sicher sein, ob ein Stück tatsächlich von einer bestimmten Manufaktur stammt oder zu oder vor einer bestimmten Zeit angefertigt worden ist.

Die Manufaktur Augarten ist in dieser Hinsicht vorbildlich. Jedes Stück trägt eine eindeutig identifizierbare Marke mit dem  Bindenschild und der Bezeichnung „Wien“ oder „Augarten“, in blauer Farbe unter der Glasur, sodass sich die Farbe auch nicht im Lauf der Zeit verflüchtigen kann. Zusätzlich tragen die bemalten Stücke Kennziffern, die Auskunft geben über Form, Dekor und MalerIn. Damit ist auch eine zumindest ungefähre zeitliche Einordnung möglich.

Wenn nur immer alles so einfach wäre! Leider gibt es trotzdem immer wieder Probleme der Zuordnung, und zwar aus verschiedenen Gründen.

Keine Marke
Dieser Fall ist äußerst selten. Die Stücke, die ich bisher gesehen habe, waren zumeist aus der frühen Zeit der Manufaktur, aus den 1920er Jahren. Bei der Zuordnung bin ich mir sehr sicher, weil die Teile zusammen mit anderen gemarkten Teilen aufgetaucht sind und keine Unterschiede zwischen gemarkten und ungemarkten Teilen zu erkennen sind.
Es kann auch vorkommen, dass das Stück so klein ist, dass nirgends ein sinnvoller Platz für eine Marke ist. In diesem Fall kann ein Katalog gute Dienste leisten beim Identifizieren eines Stücks.
Diesen Bacchanten z.B. habe ich in einem alten Katalog inmitten anderer Flaschenstöpsel gefunden.

Marke, aber keine weiteren Angaben
Dieser Fall ist wesentlich häufiger und kann verschiedene Ursachen haben.Weißware wird nur mit der unterglasurblauen Augarten Marke ausgeliefert, ohne zusäztliche Nummern. Außerdem wird nicht ganz einwandfreie Ware als B-Ware mit einem Schleifstrich gekennzeichnet und unbemalt billiger verkauft. Da immer wieder Stücke auftauchen, die einen Schleifstrich tragen und bemalt sind, ist hier Vorsicht geraten. Tatsächlich sind viele dieser Stücke unprofessionell gearbeitet und mit für Augarten untypischen Dekoren versehen. Es gibt vereinzelt auch sehr hochwertige Stücke, deren Provenienz aber zweifelhaft ist.
Diese Eule auf einer Teetasse der Form „Bastei“ ist so ein Beispiel. Laut Auskunft bei Augarten handelt es sich um einen außerhalb des Hauses angefertigten  Druckdekor.

Die Marke hat keinen Schleifstrich, es sind aber auch keine Nummern vorhanden.
Es gibt übrigens auch bemalte Stücke mit Schleifstrich. Es sind dies Teile, bei denen die Malerei oder die Farbnuance nicht zufriedenstellend gelungen ist.
Diese violette Melonentasse ist ein Beispiel dafür.

Bei Stücken, die in Craquelé-Technik ausgeführt sind, fehlen häufig Angaben über Form, Dekor und MalerIn.

Die Marke gibt keine Auskunft darüber, von wem dieser Entwurf stammt.  Auf der mir vorliegenden Dekorliste scheint der Dekor Nr. 5638 „Hl. Genoveva mit Reh“ von Edwin Breideneichen auf. Ob es sich wohl um diesen Dekor handelt?

Auch bei dieser Schale ist keine nähere Angabe vorhanden. Auf erwähnter Liste gibt es den Dekor Nr. 6272 mit der Bezeichnung „Zwei Gazellen (Relief). Könnte stimmen…. vielleicht weiß jemand mehr dazu?

Vereinzelt tauchen auch andere Stücke ohne genaue Kennzeichnung auf.
Dieser kleine Teller mit Relief trägt z.B. keinen Hinweis, der eine Zuordnung ermöglichen würde.

Die folgende Vase zeigt die Umrisse einer weiblichen Figur in gold. Es wirkt wie eine Skizze. Die Marke trägt keinen Schleifstrich, aber auch sonst keinen Hinweis.

Auch diese kleine Vase mit Edelweißdekor trägt nur die Augarten Marke ohne Nummern.

Dieses Salzfässchen war leicht zuzuordnen, weil ich den Dekor von anderen Serviceteilen kannte (Nr. 5327 Streublumen in Stahldruck von Otto Prutscher).

Doch die Marke gibt keinen Hinweis. Es handelt sich hier um eine alte grüne Marke unter der Glasur, Bindenschild mit der Bezeichnung „AUGARTEN“ darunter.

Marke mit kompletter Bezeichnung, aber keine Referenz
Das kommt leider auch oft vor. Man hat einen Dekor, komplett mit Dekornummer und Malernummer, kann ihn aber keinem Entwerfer zuordnen, weil man nur eine unvollständige Liste der Dekore hat.

Die folgenden Blumenübertöpfe tragen alle sehr schöne Dekore, sind auch vollständig bezeichnet, doch die mir vorliegende Liste hat so viele Lücken, dass diese Dekore nicht aufscheinen.

5427

5459

5476

Dasselbe gilt für Formen. Viele Vasen konnte ich z.B. durch Vergleich mit Abbildungen in Katalogen zuordnen, doch einige habe ich noch nicht gefunden, z.B. diese bauchige gelbe Vase.